Wie wird man eigentlich Hochzeitsfotograf? Muss man eine Ausbildung zum Hochzeitsfotograf machen? Muss man 10 Hochzeiten als Assistent begleitet haben? Kann man einfach so eine Hochzeit fotografieren und dafür Geld verlangen?
Vor der Begleitung deines ersten Brautpaares stellst du dir wahrscheinlich Fragen über Fragen. Ich will heute mal auf einige davon eingehen.
Ich selbst fotografiere seit 2011 und seit 2012 begleite ich Hochzeiten. Mittlerweile mache ich das sogar als selbstständige Fotografin.
Früher durfte man den Beruf des Fotografen NICHT als selbstständiges Handwerk ausüben, wenn man keine Meisterausbildung abgeschlossen hatte. Das hat sich Ende 2003 geändert. Man braucht also keinen Meisterbrief mehr und auch keinen Nachweis einer Fotografenausbildung.
Eintrag in der Handwerkskammer als Fotograf
Bei deiner Gemeinde musst du dein Kleingewerbe als Fotograf anmelden. Das kostet je nach Gemeinde 15 bis 30 Euro. Du bekommst dann Post vom Finanzamt mit einer Steuernummer und auch in der Handwerkskammer wirst du aufgenommen. Ein Eintrag bei der Handwerkskammer ist für Kleinunternehmer Pflicht! Da kommst du leider nicht drumrum. Das kostet je nach Kammer ca. 150 Euro. Die ersten drei Jahre kannst du dich aber vom Beitrag befreien bzw. diesen reduzieren lassen. Ruf einfach mal dort an, wenn du eine Rechnung bekommen hast.
- 1. Jahr der Anmeldung auf dem Gewerbeamt = beitragsfrei
- 2. Jahr = ½ Grundbeitrag, kein Zusatzbeitrag
- 3. Jahr = ½ Grundbeitrag, kein Zusatzbeitrag
- 4. Jahr = Grundbeitrag, kein Zusatzbeitrag
Diese Regelung wird aufgehoben, wenn für das entsprechende Jahr der Gewerbeertrag oder Gewinn 25.000 Euro übersteigt. In diesem Fall wird der Beitrag neu berechnet.
Ich muss zudem Abfallgebühren zahlen, obwohl ich von Zuhause arbeite und KEIN Studio unterhalte. Bei mir sind es 97 Euro im Jahr und ich wohne in Öhringen. Die melden sich aber von alleine und das wars dann erstmal mit Rechnungen.
Also alles erstmal halb so wild 🙂
So bin ich Hochzeitsfotografin geworden
Hätte mir jemand vor 15 Jahren gesagt, dass ich mal einen SO wichtigen Tag mit meiner Kamera dokumentiere und dafür auch noch locker 3000 Euro bekomme, hätte ich es für einen Scherz gehalten. Vor 15 Jahren war ich nämlich noch ein FAMI (eine Fachangestellt für Medien- und Informationsdienste). Ich hab also in einer Bücherei gearbeitet und höchstens mal ein paar (schlechte) Handybilder geschossen. Im Laufe der Zeit änderten sich meine Interessen, eine zweite Ausbildung folgte und dann hatte ich plötzlich ein neues Hobby: Bilder bearbeiten und dadurch auch das Fotografieren.
Ich fotografierte zuerst Freundinnen, dann Models, dann kamen fremde Personen auf mich zu (vor allem über Facebook). Diese wurden zu Kunden, das erste Geld floss. Ein Kleingewerbe wurde angemeldet und dann fragte mich eines meiner Paare, ob ich ihre Hochzeit fotografieren wolle. Jaaa… hm… warum nicht? Und ich war sofort infiziert und wusste, DAS ist es, was ich in meinem Leben machen mag!!
Vielleicht geht es dir auch so? Du hast schon ein paar Shootings gerockt und nun wird plötzlich gefragt “ob du nicht deren Hochzeit mit der Kamera begleiten könntest”. Warst du selbst schonmal Gast auf einer Hochzeit? Bist du mit den Abläufen vetraut? Beherrscht du deine Kamera In- und Auswendig? Kannst du es dir vorstellen, diesen wichtigen Tag zu dokumentieren?
Also ich merkte sehr schnell, dass mein Herz SO SEHR für die Fotografie schlug, dass ich den Weg in die Selbstständigkeit gehen wollte. Ich kündigte meinen Job als Redakteurin und bin nun Fotografin. Ganz ohne Ausbildung. Mein Schwerpunkt liegt bei Paaren & Hochzeiten. Das mache ich einfach am allerliebsten!
Du musst jetzt aber keinesfalls die Selbstständigkeit als Ziel haben. Aber ab und zu eine Hochzeit nebenbei zu fotografieren kann ein ziemlich netter Nebenjob sein. Und wer weiß, vielleicht wird ja mehr draus?
10 Tipps für deinen Weg in die Hochzeitsfotografie
1. Beginne mit ganz normalen Paarshootings (am besten mit Freunden/ Bekannten). Du musst ein Gefühl für die Menschen vor deiner Kamera bekommen. Brautpaare sind keine Models und am Hochzeitstag bleibt wenig Zeit für ein mega ausgedehntes Shooting. Oft sind sie Anfangs verkrampft und du musst schöne Posen im Kopf haben, wissen wie man eine gute Körperhaltung ein nimmt und diese auch anleiten können. Damit du schnell überzeugende Bilder im Kasten hast und diese im Shooting herzeigen kannst. So vermittelst du ihnen von Anfang an ein tolles Gefühl und Sicherheit
2. Beherrsche deine Kamera. Bei Hochzeiten passiert so vieles, so schnell und kann nicht wiederholt werden wie z.B. der Kuss nach dem Ja-Wort (der dauert manchmal nichtmal ne Sekunde), die Oma die weinend ihre Enkelin umarmt, der Papa der die Braut zum Altar führt. Du MUSST wissen, was du wo Einstellen musst um ein korrekt belichtetes und scharfes Bild zu machen
3. Übung macht den Meister. Ich bin mittlerweile bei über 200 Hochzeiten angekommen und besuche immer noch ein- bis zweimal im Jahr einen Workshop. Man lernt einfach nie aus und Wiederholung ist die beste Übung.
4. Hast du verheiratete Freunde? Biete ihnen ein kostenloses After-Wedding-Shooting an, wenn du die Bilder für Portfolio-Zwecke verwenden darfst. Mit wenig oder kaum Bildern wirst du schwer deine erste Hochzeit an Land ziehen…
5. Besuche WEITERBILDUNGEN (z.B. bei mir), schau Videos auf Youtube, vernetze dich mit Kollegen. Ich empfehle dir hier meine Facebook-Gruppe für angehende Hochzeitsfotografen, für deine Fragen, Austausch und Inspiration.
6. Begleite einen anderen Hochzeitsfotografen als Second Shooter. Verlange kein Geld dafür. Sammle Erfahrung, schau genau zu, wie derjenige arbeitet, wie er mit Paaren umgeht, wie er sich verhält, welche Bilder entstehen und wie DEINE Fotos aussehen. Wenn du dich schon sicherer fühlst und über eine guter Kamera verfügst, liegt der Stundenlohn für einen Second Shooter bei ca. 25 bis 50 Euro.
7. Investiere in ZWEI GUTE KAMERAS. Meine komplette Ausrüstung findest du hier. Es gibt kaum eine schlimmere Vorstellung für den Fotografen, wie wenn die Kamera in einem wichtigen Moment versagt und kein Ersatz greifbar ist. Das würde ich dem Brautpaar nicht erklären wollen…
8. Verkaufe dich nicht zu billig. Es ist schwer aus einem Kundenkreis herauszukommen, der nicht viel Geld für deine Leistung bezahlen möchte. Das kann unter Umständen Jahre dauern.
9. Du hast deine erste Hochzeit? Glückwunsch! Dann sei nett, höflich, unaufdringlich, liefere professionelle & hochwertige Arbeit in einer angemessen Zeit ab. Das ist die beste Werbung für dich als Fotograf.
10. Zeige deine Arbeiten, wenn es dir das Brautpaar erlaubt (frage unbedingt schriftlich nach). Erzähl deinen Freunden von deiner Leidenschaft, lege dir ein Profil auf Instagram und Facebook zu. Selbst im Jahr 2021 kann man mit Instagram noch durchstarten. Du brauchst nur, wie bei allem. Ausdauer. Sage deinen Paaren direkt, dass du dich über eine Weiterempfehlung freust. Mundpropaganda ist immer noch eine der effektivsten Werbemittel.
Ich hoffe, meine Tipps helfen dir weiter und du wirst ein erfolgreicher Hochzeitsfotograf. Ich könnte mir beruflich nichts schöneres vorstellen 🙂